Im Jahr 1984 veröffentlichte der Psychologe Benjamin Bloom eine Studie, die das Verständnis von Bildung stark beeinflusste. Er fand heraus, dass Schüler, die Einzelunterricht mit einem Tutor erhielten, bessere Ergebnisse erzielten als 98 % der Schüler in einer herkömmlichen Klasse. Dieser überraschende Unterschied – mehr als zwei Standardabweichungen – wurde als Blooms 2-Sigma-Problem bekannt.
Theoretisch bedeutet dies, dass fast jeder Schüler hervorragende Ergebnisse erzielen könnte, wenn er nur Zugang zu einem Lernen hätte, das wirklich auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist. Diese Erkenntnis zeigt, dass aufgrund von Systembeschränkungen ein großer Teil des menschlichen Potenzials ungenutzt bleibt.
Bloom stellte eine einfache, aber entscheidende Frage, die auch heute noch relevant ist:
Können wir eine Gruppe von Schülern genauso effektiv unterrichten, als ob jeder seinen eigenen Tutor hätte?
Wenn wir eine praktische Antwort auf diese Frage fänden, würde das eine wahre Revolution in der Bildung bedeuten. Die Herausforderung ist jedoch klar: Einzelunterricht war schon immer teuer und schwer umsetzbar. Wie kann man also wirklich effektives und individuell angepasstes Lernen ermöglichen?
Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass das Hauptziel der Schulbildung die Entwicklung der Talente und des Potenzials jedes Schülers ist. Blooms Erkenntnisse zeigen jedoch, dass diese beiden Dinge oft nicht miteinander vereinbar sind. Traditionelle Schulsysteme funktionieren zu oft nach Prinzipien, die der individuellen Entwicklung nicht förderlich sind.
Traditionelle Schulbildung: Alle Schüler müssen normalerweise zur gleichen Zeit dasselbe tun. Dabei werden ihr Vorwissen, ihre Lerngeschwindigkeit oder ihre individuellen Bedürfnisse nicht berücksichtigt. Der Schwerpunkt liegt darauf, den vorgeschriebenen Stoff in einer bestimmten Zeit durchzuarbeiten.
Talentförderung (und Potenzialentwicklung): Jeder Schüler macht in seinem eigenen Tempo Fortschritte, nachdem er den vorherigen Stoff wirklich gemeistert und verstanden hat. Ziel ist es, den Stoff wirklich zu beherrschen und tiefgreifend zu verstehen, nicht nur oberflächlich für einen Test zu kennen.
Traditionelle Schule: Lehrer müssen sich oft auf den Durchschnitt der Gruppe und das Erreichen von Mindestzielen konzentrieren. Dies kann bedeuten, dass sie die individuellen Bedürfnisse der Schüler übersehen – sowohl derjenigen, die zurückbleiben, als auch derjenigen, die schneller vorankommen könnten.
Talentförderung (und Potenzialentwicklung): Ein Tutor oder ein angepasstes System kümmert sich um den langfristigen Fortschritt des Einzelnen. Es erkennt seine besonderen Fähigkeiten und führt ihn auf einem auf ihn zugeschnittenen Lernpfad. Dadurch werden kritisches Denken und kreative Problemlösung gefördert.
Oft stellt sich heraus, dass begabte Menschen ihr Talent trotz der Einschränkungen des Schulsystems entwickelt haben, nicht wegen ihm. Ein System, das nicht berücksichtigt, dass jeder anders und in seinem eigenen Tempo lernt, kann unbeabsichtigt Potenzial hemmen, anstatt es zu fördern.
Ein Privatlehrer, der täglich eine Stunde intensiv mit einem Schüler arbeiten würde, kostet etwa 13.000 € pro Jahr. Das können sich die meisten Familien und Schulen nicht leisten.
Deshalb erhalten oft selbst die motiviertesten und fähigsten Schüler nicht die richtige Unterstützung, um ihr Potenzial voll entfalten zu können. Das System ist zu oft auf den Durchschnitt ausgerichtet, anstatt diejenigen zu fördern, die herausragen, oder denen Hilfe anzubieten, die sie am dringendsten benötigen.
Bloom war der Ansicht, dass die Wirkung des individuellen Mentorings durch eine Kombination verschiedener wissenschaftlich fundierter Lernstrategien erreicht werden könnte:
Leider kann das traditionelle Schulsystem diese Strategien oft nicht konsequent anwenden. Der Grund dafür ist nicht immer mangelndes Wissen, sondern Einschränkungen in Bezug auf Zeit, Geld und die Arbeitsorganisation selbst. Die Lösung liegt daher darin, das Lernen so weit wie möglich an jeden Einzelnen anzupassen.
Obwohl wir nicht jedem Schüler einen persönlichen menschlichen Tutor zur Seite stellen können, eröffnen uns heute fortschrittliche Technologien wie intelligente Tutorensysteme mit künstlicher Intelligenz neue Möglichkeiten. Ansätze, wie sie von Astra AI entwickelt werden, sind genau darauf ausgerichtet, die Kluft zwischen dem Ideal des maßgeschneiderten Lernens und der Realität heutiger Klassenzimmer zu überbrücken.
Intelligente Tutorensysteme, die auf künstlicher Intelligenz basieren, wie Astra AI, können:
Wenn wir uns auf Fächer wie Mathematik konzentrieren, die die Grundlagen für logisches Denken und Problemlösung schaffen, können solche Systeme den Schülern helfen, Schlüsselkompetenzen für die Zukunft zu entwickeln.
Blooms 2-Sigma-Problem ist nicht nur Theorie. Es ist eine starke Mahnung und ein Aufruf zum Wandel. Es macht uns auf das enorme menschliche Potenzial aufmerksam, das traditionelle Systeme oft übersehen. Jeder Schüler verdient die Chance, seine Fähigkeiten voll zu entfalten.
Die Schlüsselfrage ist nicht mehr, ob jedes Kind erfolgreich sein kann. Die Schlüsselfrage ist, ob wir als Gesellschaft bereit sind, die Bedingungen zu schaffen und die Werkzeuge anzubieten, die ihm dies ermöglichen. Die Überzeugung, dass jeder Mensch ein großes Potenzial hat und dass junge Menschen die Architekten der Zukunft sind, die heute bessere Werkzeuge und Führung benötigen, muss zu unserem Leitprinzip werden. Fortschrittliche Technologien bieten uns dabei eine außergewöhnliche Chance.
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